Hinter vorgehaltener Hand – Rede einer Krankenschwester Teil II vom 08.08.2022
Hinter vorgehaltener Hand – Rede einer Krankenschwester Teil II vom 08.08.2022

Hinter vorgehaltener Hand – Rede einer Krankenschwester Teil II vom 08.08.2022

Unser Krankenhaus ist ein kleiner Mikrokosmos. Ein kleines eigenes Universum, was die große aktuelle Realität abbildet. Hier wird getestet und isoliert und Maßnahmen getroffen, was das Zeug hält. Und natürlich geimpft. Und mittendrin sind wir: Ich und meine ungeimpfte Kollegen und Kolleginnen. Wir sind in diesem kleinen Mikrokosmos die ungewollte Kontrollgruppe eines Experiments, die es eigentlich nicht geben dürfte. 

Zur Erinnerung: 2021 kam mein Krankenhaus gut durch die Pandemie. Wir hatten eine extra Covid-Station errichtet – dafür gab’s ja Fördergelder – aber die war überwiegend leer, in ihrer „Hochphase“ gab’s da mal 2 – ich wiederhole ZWEI – Patienten ohne nennenswerte Symptome. Bei Verdacht auf Covid wurde getestet und täglich fuhr ein Taxi mit zirka 5 bis 10 Tests in ein Labor nach Heilbronn.

Im April 2021gab es dann die ersten Impfangebote mit AstraZeneca und auf meiner Station mit 10 Mitarbeitern fehlten danach ganze 7 Stück aufgrund heftiger Nebenwirkungen. Mit viel Genugtuung wurde im darauffolgenden Winter das Bashing gegen die Ungeimpften vorangetrieben und in unserem Arbeitsalltag wurden wir unzähligen absurden und demütigenden Regeln unterworfen. Täglich gingen Emails ein, mit der Bitte, sich solidarisch zu zeigen und sich mit den sicheren und geprüften Impfstoffen doch bitte spritzen zu lassen! Impfbusse fuhren auf dem Klinikgelände vor und täglich erreichten uns „last Chance“-Email wenn irgendwo auf einer Station noch eine Impfampulle übrig blieb.

Der Personalratsvorsitzende sprach von uns Ungeimpften als „die Zigeuner“!

Viele Kolleginnen auf anderen Stationen knickten aufgrund des unvorstellbaren psychischen Druckes ein. Eine junge Kollegin brach weinend zusammen, ließ sich impfen und wurde am Tag darauf mit einer Beinvenenthrombose notfallmäßig in die Neurologie gebracht. Der Fall verhallte… er wurde einfach nicht zur Kenntnis genommen. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht wurde beschlossen.

Ich weiß noch, wie ich mich im Winter während des Lockdown heimlich mit ungeimpften Kolleginnen traf…  an einem geheimen Ort, auf Schleichwegen kommend. Und dann saßen wir voreinander: verweint, fassungslos und versuchten uns Mut und Hoffnung zu spenden. Wir steckten uns mit Corona an – zum Teil absichtlich – nur um ein paar Monate zu gewinnen… ein paar Monate, in denen wir durchatmen konnten, bevor der Wahnsinn weiterging.

Nun haben wir ein halbes Jahr später.

Die absurden und demütigenden Regeln gibt es noch immer. Aber fast alle sind es müde geworden, sie auf ihre Einhaltung hin zu überprüfen. Täglich werden alle getestet und viele tausende PCR Tests an die Labore geschickt. Zahlreiche Positivbefunde sorgen dafür, dass Mitarbeiter sich in Quarantäne begeben und nicht zur Arbeit kommen dürfen. Leiharbeiter müssen von externen Firmen angeheuert werden. Stationen werden unter Quarantäne gestellt oder geschlossen.  Krankenstände schießen in die Höhe: Mitten während des Sommers erkranken viele Mitarbeiter und Patienten wochenlang an einer ominösen Angina.

Mittlerweile dämmert es auch den letzten korrekt geimpften Kollegen, dass sie sich über kurz oder lang mit Covid infizieren werden. Was für eine Schmach, nachdem sie sich noch vor einem Jahr als Helden fühlten und sich in absoluter Sicherheit wähnten!! Geimpfte junge Kollegen haben schwere Covid-Verläufe oder erkranken am sogenannten „Long Covid“… Es wird geflüstert „daran sehe man, was für eine tückische Krankheit Covid ist!!!“ – wären da nicht wir ungeimpften Kollegen – problemlos genesen oder mysteriöserweise gar nicht imstande, zu erkranken. Wir sind einfach da. Die Kontrollgruppe, die sie nicht verhindern konnten.

Ich als ungeimpfte Pflegekraft werde immer öfter angefordert, um für erkrankte oder isolierte Kollegen einzuspringen. Die Reaktion der Geschäftsleitung ist folgerichtig in ihrer Schizophrenie: dieser Tage kam die Email an alle, mit der Bitte, das Angebot einer vierten Impfung anzunehmen. Es sei immer noch der beste Schutz vor einem schweren Verlauf und minimiere die Gefahr, andere anzustecken!

Der Elefant im Raum ist riesengroß.

Er ist so groß, dass man anfängt, hinter vorgehaltener Hand  über ihn zu reden.

ABER NUR HINTER VORGEHALTENER HAND

Meine ungeimpften Kolleginnen und ich werden dieser Tage mit wiederholten aggressiven Schreiben des Gesundheitsamtes bombardiert: da werden unverhältnismäßig kurze Fristen gesetzt, mit Tätigkeitsverbot gedroht und auf die mögliche Bußgeldverhängung von 2.500 Euro verwiesen.

Wenn man dann mit den Damen und Herren persönlich telefoniert, wird man beruhigt:

Man solle sich keine Sorgen machen

Man sei gezwungen, diese Schreiben so hart zu formulieren…

Keiner habe die Absicht, diese Maßnahmen umzusetzen…

Das könne man sich gar nicht leisten…

ABER ALLES NUR HINTER VORGEHALTENER HAND

Ab 1. Oktober wird sich die Situation zusätzlich verschärfen, da sämtliche 2-fach geimpfte Mitarbeiter der Klinik in die Rubrik „kein Immunitätsnachweis“ fallen werden.  Das betrifft nicht nur Pflegepersonal, sondern auch viele Mitarbeiter aus den Versorgungsbereichen des Krankenhauses.  Gleichzeitig muss die Geschäftsleitung meines eigenen Krankenhauses derzeit erleben, wie sie zwischen der Willkür der einzelnen Gesundheitsämtern zerrieben wird:

Während das Landratsamt Heilbronn klar signalisiert hat, dass es von Betretungsverboten absehen wird, macht die Stadt Heilbronn – allen voran ein Dr. Liebert – deutlich, dass sie die Absicht hegt, Tätigkeitsverbote gegenüber ungeimpften Personal  demnächst sehr wohl zu verhängen. Dies führt nun zu der absurden Situation, dass mein KH gezwungen ist, ungeimpfte Mitarbeiter aus sämtlichen Zweigstellen – die der Stadt HN unterliegen – abzuziehen, um sie unter die Entscheidungsträger des LRA zu stellen… und dagegen geimpfte Mitarbeiter in diese Außen- und Zweigstellen der Stadt HN zwangsweise zu versetzen. Es soll Auflagen geben, in Stationen mit vulnerablen Gruppen ab sofort nur noch geimpftes Personal zu beschäftigen.

Gleichzeitig wurde an höhere Stelle vertraulich mitgeteilt, dass ALLE derzeit mit Covid infizierten Mitarbeiter 3-fach geimpft sind.

ABER NUR HINTER VORGEHALTENER HAND !!!

Sie sind nun Getriebene ihres eigenen errichteten Systems

Es erwartet uns ein spannender Herbst

Und es darf ab sofort gelacht werden

ABER NATÜRLICH NUR HINTER VORGEHALTENER HAND

11 Kommentare

  1. Jasmin

    Ist ja echt beängstigend, wenn man das so liest. Die Welt scheint hypnotisiert zu sein, auch 1 und 1 kann dort nicht mehr zusammengezählt werden. Und der liebe Herr L. möchte gern seine 550 Mio. Impfdosen loswerden und den absurden Gesundheits- und Marketingplan der WHO durchspielen….. Na, viel Spaß. Eine dicke Umarmung an euch alle und mal sehen, wo das ganze Theater hinführt (wahrscheinlich gegen die Wand….).

  2. Evona

    Danke für diese mutige und tief berührende Rede aus der Alltagspraxis dieses Irrsinns…
    Ein Nein verbunden mit Mut, Eigenbestimmung , Herzkraft und (Ge)Wissen WOFÜR gibt uns Kraft und Verbundenheit🙏🏽♥️
    Dank Dir und allen auf diesem Weg🌺

  3. Mutter aus Berlin

    Ich gehe jeden Abend ins Bett in der Hoffnung, dass meine Kinder und ich die nächsten Jahre nicht in ein Krankenhaus müssen. Ist ja kaum Personal vorhanden, das nicht droht plötzlich und unerwartet tot umzufallen.

    Vielen Dank für Ihre Courage offen zu sprechen.

  4. Jens

    Liebe Schreibende, danke für Ihren Mut, Ihre Ehrlichkeit und tollen Worte! Halten Sie durch, denn die Dummheit darf nicht über die Gerechtigkeit siegen. Und wir haben nur noch Unfähige an Schlüsselpositionen sitzen, leider!

  5. Ripke

    Gerade diese vulnerablen Gruppen will man so schnell wie möglich los werden. Und am besten geht das natürlich mit Impfungen oder eben Personal das auf Grund ihrer Impfungen ansteckend sind. Ich würde vorschlagen die Ungeimpften sollen sich erst einmal der Zeit der Ausgrenzung auf seelischer Erkrankung auf unbestimmte Zeit krank schreiben zu lassen. Das bringt erholsame Freizeit und dient der eigene seelischen Gesundheit

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