Ein offener Brief einer Krankenschwester
Ein offener Brief einer Krankenschwester

Ein offener Brief einer Krankenschwester

Ein offener Brief einer Krankenschwester, die ihren Beruf einst liebte:

Ich wollte schon als Kind Krankenschwester werden. „Du mit deinem sozialen Tick“ sagten meine Eltern. Und ich solle doch etwas Vernünftiges lernen, wo ich mich nicht so abrackern muss.  So wie er – als Beamter im Büro. Mein „sozialer Tick“ hat bis heute angehalten. Ich rufe schon „hier“, bevor jemand um Hilfe bittet und bin auch fast immer die Erste an einer Unfallstelle, die helfen möchte. „Helfersyndrom“ mögen es manche nennen – ich nenne es Empathie… Es liegen mittlerweile über drei Jahrzehnte in diesem undankbaren Beruf hinter mir.Ich musste sehr schnell erkennen, dass man immer wieder an seine Grenzen gelangt.

Ich wurde schon bespuckt, gekratzt, geschlagen, an den Haaren gezogen und aufs Übelste beschimpft – von Menschen, denen ich nur helfen wollte – von Patienten.All das habe ich bisher ertragen können, denn ich redete mir ein, dass diese Menschen in dem Moment nicht wirklich wussten, was sie da tun. Ich ertrage es auch, dass ich meinen Rücken durch die vielen Jahre kaputt gearbeitet habe. Ich ertrage es, dass ich keinen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus mehr habe und manchmal um 3.00 Uhr Nachts nicht mehr weiter schlafen kann.Ich ertrage es, auch wenn ich schon älter und kaputter bin als mancher meiner Patienten. 

Was aber jetzt mit uns passiert, kann ich nicht ertragen: Wir Pflegekräfte, die vor zwei Jahren noch als „systemrelevant“ bezeichnet wurden, sollen nun ausgemustert werden. Wir werden weggeworfen – freigestellt ohne Bezahlung. Aber gibt das irgendjemanden das Recht, uns auszugrenzen?Dürfen wir nicht mehr entscheiden, was mit unserem Körper geschieht, den wir immer wieder für unsere Patienten bis zur Schmerzgrenze belasten, damit es ihnen noch halbwegs gut geht? Wir machen Überstunden und arbeiten oft ohne Pause durch – sogar Nachts. Wir springen ein, wenn die Stationsleitung uns darum bittet, obwohl wir vielleicht gerade etwas anderes geplant hatten und den freien Tag dringend bräuchten, um uns zu erholen. Wir bekommen immer mehr Formulare und Vorschriften, was und wie dokumentiert werden muss, damit unser Arbeitgeber den größtmöglichen Nutzen aus der Arbeit mit Patienten ziehen kann. Wir arbeiten neue Kolleginnen ein, die unsere Sprache nicht verstehen und fehlendes Personal ersetzen sollen. Wir arbeiten auch Ärzte ein, die frisch von der Uni ins kalte Wasser geschmissen werden und für die ihre Kollegen oder Oberärzte keine Zeit haben. 

Wir sind Pflegekraft, Putzfrau, Psychologe, Bürokraft und Seelen-Mülleimer – alles in einem für unsere Patienten. Darf man uns erst dermaßen ausnutzen, damit der Laden am Laufen gehalten wird, um uns anschließend rauszuschmeißen, weil wir nicht mitmachen bei diesem ganzen Impf-Wahnsinn? Wollt ihr wirklich so weit gehen, dass dieses ganze kranke System in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen völlig den Bach runter geht? 

Wer pflegt euch und eure Lieben morgen? 

Eure Krankenschwester aus Leidenschaft (C. aus Bretzeld)

3 Kommentare

  1. Bernd Weber

    Wer der großen und kleinen Verantwortungsträger wird Deine Stimme hören? Ist da jemand? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber die Wahrheit wird über das Buckeln der vielen Ja-Sager siegen. Bis dahin heißt es durchzuhalten und noch Viele zu motivieren. Raus aus der Komfortzone und auf die Straße zu den Gleichgesinnten.

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